Spirit Competitions
von Diego Berndt
Im Folgenden sollen einige Spirits Competitions vorgestellt werden, deren Medaillen dem Whiskyfreund im Regal entgegenlachen. Die Auswahl erfolgte dabei nicht nach Größe oder Bekanntheitsgrad, sondern danach, welche Auszeichnungen mir persönlich aufgefallen sind. Sie soll lediglich einen kurzen und exemplarischen Überblick vermitteln.
Weine und andere Spirituosen neben dem Whisky sind übrigens wichtige Stichworte, da bei allen hier angesprochenen Competitions nicht nur Whiskys verkostet, bewertet und prämiert werden. Ich beschränke mich aber auf den Teil, der für uns hier interessant ist.
Die folgenden Wettbewerbe haben außerdem gemeinsam, dass die Jurys sich aus renommierten Fachleuten zusammensetzen. Ganz anders ist das beim in diesem Jahr neu ins Leben gerufenen C2C Spirits Cup. D geht es erstmal nur um Whisk(e)y und außerdem bilden Whiskyfans, also vermutlich überwiegend Laien, die Jury. Mehr zum Konzept des Spirits Cup gibt es in einem eigenen Beitrag hier im Blog zu lesen.
IWSC – International Wine and Spirit Competition
Die IWSC gehört zu den renommiertesten Veranstaltungen in ihrem Sektor und rühmt sich einer über 45-jährigen Geschichte. Das Renommee rührt vor allem von den strengen Kriterien her, welche den Bewertungen zugrunde liegen. Im Bereich Whisky stellen Masterblender einen erheblichen Teil der Juroren. Für die Bewertung wird ein Punktesystem genutzt. Dabei vergeben die Juroren die Punkte und die Ergebnisse werden von einem Chair Judge aufgenommen. Es können bis zu 100 Punkte vergeben werden, die wiederum bestimmen, welche Medaille das Produkt letztendlich erhält. Dadurch können in der gleichen Kategorie gleichwertige Medaillen vergeben werden. Es gibt also nicht nur jeweils eine Medaille jeden Typs in jeder Kategorie. Wenn die Produkte Medaillen erhalten, werden sie gesondert noch einmal ebenso national wie auch international für den Rang der Trophy bewertet.
Eine Besonderheit der IWSC ist, dass alle Produkte, die nach der Blindverkostung von den Juroren für eine Medaille vorgesehen sind, zusätzlich auch technisch einer chemischen Analyse unterzogen werden. Dabei wird der Alkohol- und Zuckergehalt geprüft. Auch die Zugabe von illegalen Zusätzen wird unter Verwendung eines Gaschromatografen ermittelt.
Die zum Wettbewerb eingereichten Spirituosen sind international und es steht jedem frei, sein Produkt anzumelden. Bedingung sind die Zahlung der Teilnahmegebühren und die Einhaltung der obligatorischen Deadlines zur Einsendung der Produktproben.
ISC – International Spirits Challenge
Beim Besuch der ISC-Website stellte sich mir die Frage, wie man wohl die Autorität und den Einfluss einer solchen Veranstaltung messen kann. Die ISC behauptet dort jedenfalls, die "most authoritative, respected and influential spirits competition in the world" zu sein.
Es wird ein Punktesystem mit bis zu 100 Punkten genutzt, das vom jeweiligen Chairman aufgenommen und dann für die spätere Auswertung verwendet wird. Dieses Jahr saß John Ramsay als Chairman der Kategorie Whisk(e)y vor. Der Master Blender war von 1966 bis 2009 tätig und hat für beispielsweise für Cutty Sark, Glenrothes, Highland Park und Macallen gearbeitet. Neben seiner Berufung als Chairman der ISC, steht erauch auf der Liste der Juroren der International Wine & Spirit Competition.
Basierend auf den Punkten im Ranking, werden unterschiedliche Tasting Awards vergeben. Somit kann es die gleiche Medaille mehrfach in der gleichen Kategorie geben. Erhalten kann man die sogenannte Trophy für herausragende Produkte (90 bis 100 Punkte), Gold für exzellente Produkte (80 bis 89,9 Punkte), Silber für überdurchschnittliches (70 bis 79,9 Punkte) und Bronze für gute Produkte (60 bis 69,9 Punkte). Neben den Tasting Awards werden von einer gesonderten Jury auch Preise für Design und Verpackung von der ISC vergeben.
ISW – Internationaler Spirituosen Wettbewerb
Bei der ISW handelt es sich, wie der Name vermuten lässt, um eine deutsche Veranstaltung. Seit 2004 hat man es sich hier zur Aufgabe gemacht, durch Tastings und Awards dem Genussmittel Spirituose ein professionelle Bühne zu geben.
Die Juroren stammen hier sowohl aus der Industrie und der Gastronomie, als auch aus der Forschung. Dabei wird jede Spirituose bei einem Blind Tasting von fünf bis sechs Juroren in einem Punktesystem (max. 100 Punkte) bewertet. Die Bewertung berücksichtigt zunächst dass Aussehen der Probe. Hier geht es vor allem um Farbe und und Klarheit. Darauf folgt das Nosing und das Tasting an sich. Der Schwerpunkt liege dabei auf einem harmonischen Gesamtbild, wobei sich die Aromen aus dem Nosing im Tasting wiederfinden sollten.
Die Juroren bilden eine Kommission, welche die Spirituose in Zusammenarbeit bewertet, es winken drei Auszeichnungen: Großes Gold, Gold und Silber. Es handelt sich hierbei vornehmlich um Experten für das Thema Wein. So übernahmen laut Pressestelle des ISW dieses Jahr Herr Sascha Wolz und Herr Prof. Dr. Ulrich Fischer die fachliche Begleitung des Events. Herr Wolz ist Betriebsleiter beim Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, in der Abteilung Weinbau und Önologie. Dort betreibt das Land Rheinland-Pfalz Ausbildung, Beratung, Erwachsenenbildung, Versuchswesen und Landentwicklung im Bereich der Sonderkulturen Weinbau und Gartenbau, vor allem aber auch angewandte Forschung im Bereich des Weinbaus. Am dort ansässigen Weincampus lehrt wiederum Herr Prof. Dr. Fischer im Bereich Önologie und Sensorik und beschäftigt sich mit dem Forschugsschwerpunkt der Verbindung von Sensorik und Aromenchemie.
Auch wenn Wein das vorrangige Forschungsobjekt ist, zeigt die Teilnahme solcher Fachleute einen anderen Ansatz, wie die wissenschaftlichen Aspekte in die Bewertung von Spirituosen einfließen können. Ein interessantes Merkmal dieser Veranstaltung.
SFWSC – San Francisco World Spirits Competition
Die diesjährige SFWSC fand vom 20. bis 23. März statt und war laut eigener Aussage mit über 1474 Eingängen die bisher größte. Die teilnehmenden Spirits wurden in 39 Panels (Gremien) verkostet und bewertet. Die Auszeichnungen sind Double Gold, Gold, Silber, und Bronze.
Die Juroren stammen hierbei aus der Industrie und Gastronomie. In Sachen Whisk(e)y wäre da zum Beispiel Stephen Beal zu nennen, seines Zeichens "Keeper of the Quaich" (verliehen 2010) und "Senior Master of Whisky" für Diageo an der amerikanischen Westküste. Er ist außerdem einer von 15 Menschen weltweit, die sich "Masters of Whisky" nennen dürfen. Ein Titel, der vom Whisky Magazine verliehen wird.
Darüber, wie denn genau das Bewertungsprozedere abläuft, bin ich auf der Website der SFWSC kaum fündig geworden. Erst eine weitere Suche förderte nach und nach Berichte von Journalisten oder Experten zutage, die beispielsweise das Glück hatten, einer der Bewertungen beizuwohnen: Die Juroren würden sich in Teams zu je vier Personen auf, wobei die älteste Person dem Team vorsitze. Bewertet werde nach Kriterien wie Farbe, Destillation, Aromen und Komplexität. Dabei vergebe, ähnlich wie bei anderen Wettbewerben, jeder Juror seine persönlichen Punkte. Diese würden dann später zusammengefasst und manchmal im Gremium zur Diskussion gebracht. Double Gold könne nur bei einem einstimmigen Urteil vergeben werden.
Die Verfahren SFWSC gleichen damit eigentlich denen anderer großer Wettbewerbe, nur warum Sie so schwer zu finden sind, frage ich mich. Das Ranking und die damit verbundenen Medaillen, erhalten dadurch fast schon eine Art elitären Dunst, der vermutlich nicht einmal gewollt ist. Dennoch ist es Wasser auf die Mühlen derer, die solche Wettbewerbe nicht zuletzt wegen der häufiger mal mangelhaften Transparenz der tatsächlichen Abläufe kritisieren.