Nachdem wir in Ausgabe #21 vier Standards im Preisbereich 30–50 Euro blind verkosten ließen, sollten es diesmal in Ausgabe #22 welche im Bereich 50–80 Euro sein. Das liegt meistens noch unterhalb der Schmerzgrenze und wenn der Whisky schmeckt und viele Drams lang Freude bereitet, ist es auch nicht schlecht investiert. Im Pool waren Highland Single Malts und Irish Whiskeys. Insgesamt also eine Auswahl der geschmacklich milderen Sorte.

Die Notizen der Blindkoster waren sehr umfangreich, deshalb finden Sie unten zu vier der insgesamt sieben Whiskys je eine davon, nämlich zum Tomatin 18, Glengoyne 18, Glenfarclas 17 und Powers John's Lane. Mehr Notizen zu diesen vier und weitere Notes zum Glenglassaugh Evolution, Knappogue Castle 12 und Redbreast 15 können Sie in der aktuellen Ausgabe des Highland Herold lesen.

Tomatin 18

Blindverkostung von Mike Müller

Farbe: Schön dunkel, rotbraun mit golden schimmernden Nuancen, schimmert im Licht wie eine Metalliclackierung an einem Neuwagen.

Körper: Scheint ganz ordentlich fett zu sein. Jedenfalls wenn man sich die (kaum vorhandenen) Nasen ansieht. Schön ölig.

Geruch: Akazienhonig und Rumrosine, leicht muffig nach Mottenkugeln aber nicht unangenehm. So rochen die Malts, die ich aus den 70ern und 80ern kenne. Macht Lust auf mehr.

Geschmack: Süß und fleischig. Ein Sherryfasseinfluß ist meineserachtens erkennbar.

mit Wasser: Riecht nach Himbeersirup mit Orangenabrieb. Leicht künstlich. Aussergewöhnlich. Ein bisschen rieche ich noch Malzbier. Der Geschmack ist weniger süß, etwas pelzig aber angenehm zu trinken. Das Malzbier aus der Nase kommt jetzt stärker durch.

Nachklang: Schön und lang. Tolle Aromen von Sherryfässern und Honig. Rumrosine. Ohne Wasser ein bisschen interessanter.

Kommentar: Toller Whisky.

Glengoyne 18 Years

• Highland Single Malt Scotch Whisky | 18 years old
• natural colour
• Alkohol: 43 % Vol. | Füllmenge: 0,7 Liter
• Preisbereich: 65–75 € (pro Liter: ~82 €)

Blindverkostung von Thorsten Herold

Farbe: Bernstein mit leichtem Kupferton

Geruch: verhaltener Duft von Trauben und etwas bitterer Mandel, muffiges Holz, Wildleder, eine Spur von verbranntem Holz, schwarzer Tee, dann etwas fruchtiger werdend, Weinbrand

Geschmack: dezent, dunkles, angebranntes Toffee, trocken und leicht bitter, schwarzer Tee, Tabak, etwas Frucht von Weinbrand, etwas Säure

Nachklang: kurz am Gaumen, Holz, dann leichte Fruchtnoten von Rosinen und etwas trockenem Rauch, herb werdend

Kommentar: Ein gut trinkbarer Whisky, bei dem die Aromen nicht immer perfekt harmonieren und für leichte Dissonanzen sorgen. Generell vielleicht etwas zu leicht, ich würde mir einen opulenteren Köper wünschen.

Glenfarclas 17

Blindverkostung von Jens Tausch

Farbe: Goldgelb

Geruch: Apfelkompott, karamellisierte Apfelscheiben, fruchtig, Weingummi

Geschmack: Fruchtig, getrocknete Apfelscheiben, etwas Holz, dezente malzige Aromen

Nachklang: Mittellang, sehr dezente Bitteraromen, frisch-fruchtige Akzente

Kommentar: Eine Potpourri im luftigen Kleid präsentiert sich hier im Glas. Ein Whisky, der sich bestens als Aperitif eignet und per se zu jeder Tageszeit zu genießen ist.

Powers John's Lane

• Single Pot Still Irish Whiskey | 12 years old
• non chill filtered
• Alkohol: 46 % Vol. | Füllmenge: 0,7 Liter
• Preisbereich: ca. 50 € (pro Liter: ~71 €)

Blindverkostung von Mike Müller

Farbe: rot-golden, rosa schimmernd, poliertes altes Messing

Körper: lange, schnelle Nasen, dicke Perlenkette, da ist viel Bewegung im Glas

Geruch: eine Menge Vanille und frisches Eichenholz, dazu geröstete Pinienkerne

Geschmack: Nachdem die Schärfe weg ist, erreicht die Vanille aus der Nase auch den Gaumen. Leicht bitter an der Mundinnenseite. Viel Apfel und frisch gefälltes, nasses Eichenholz.

mit Wasser: Riecht parfümiert, weniger Vanille, dafür mehr Eiche und alkoholischer. Der Geschmack, flacht stark ab, obwohl nur ein Tropfen Wasser drin ist. Das Parfüm ist geblieben. Ganz am Ende kommt dann doch nochmal die Frucht ein wenig durch.

Nachklang: Ohne Wasser ganz ordentlich mit viel Vanille, mit Wasser leider überhaupt nicht mehr schön.

Kommentar: Nett, aber für mich kein Highlight.

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