Flavoured Spirits

von Diego Berndt

Flavoured Spirits – Aromatisierte Whiskeys

Was vielerorts in der Spirituosenindustrie bereits gang und gäbe ist, findet nun immer häufiger auch im Whiskeybereich statt. Die Rede ist hierbei von nachträglich aromatisiert Bränden. Produkte wie der Red Stag von Jim Beam mit dem Geschmack von Schwarzkirschen oder der Tennessee Honey von Jack Daniels sind dabei zwei der bekannteren.

Dabei werden hier die jeweiligen Grundsorten mit zusätzlichen Aromen angereichert, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Wo beim Red Stag der vier Jahre alte Brand mit dem Geschmack von Schwarzkirschen versehen wird, handelt es sich beim Tennesse Honey um einen Blend. Hier kommen sowohl Jack Daniels Tennesse Whiskey als auch ein Honigbrand aus eigener Herstellung zusammen. Der Red Stag erscheint auch in Form eines Dosenlongdrinks, gemischt mit Ginger Ale und Limette.

Anlass für mich sich mit aromatisierten Whiskeys zu beschäftigen, war ein Onlineartikel von Robert Simonson in der New York Times. Der Artikel sei dem geneigten Leser durchaus ans Herz gelegt, da Simonson hier auf einige interessante Punkte eingeht.


Keine ganz neue Idee

Grob umrissen und um nicht zu viel zu verraten, zeigt der Autor dort, dass Flavoured Spirits erst mal nicht zwingend etwas Neues sind. Die erste Whiskeyvariante dieser Art ist nach Simonsons Recherche der 1976 vorgestellte und mit Honigaromen angereicherte Wild Turkey Liqueur gewesen. Auch sind die Branchenriesen nicht die einzigen, die mit solchen Getränken punkten wollen. So finden sich in den Staaten andere Bourbon-Hersteller, die mit Kirsche, Zimt und Apfel um Kunden werben. Auch kanadische, irische sowie schottische Namen sind unter den Produzenten. Dies spricht ein wenig gegen die These, es handle sich bei den „geschmackvollen“ Bränden um eine neumodische Marketingidee, mit der man neue Kundenstämme ansprechen wolle. Andererseits lässt sich die Idee, mit süßen Aromen neue und – wie Simonson andeutet – vor allem junge Menschen und Frauen anzusprechen, nicht von der Hand weisen. Hier sticht der Red Stag heraus, der gleich als leicht zu konsumierender und „flippiger“ Dosendrink daherkommt. Auch wenn man persönlich dieser Vorstellung nicht viel abgewinnen kann, sollte man nicht zu vorschnell sein. Es tun sich nämlich einige Ideen auf, wenn man nicht nur an den Genuss in „Reinform“ denkt.


Nicht nur "pur" verwendbar

Nur weil ich Bourbon oder vornehmlich Scotch gerne pur trinke, heißt das noch lange nicht, dass ich einen Whiskeycocktail oder Longdrink nicht auch zu schätzen weiß. Hier lässt sich der Flavoured Whiskey auf andere Arten einsetzen, die man so bisher nicht auf der Karte hatte. Ein Whiskey mit Kirscharomen macht sich vermutlich sehr gut in einem fruchtigen Cocktail oder aber man gibt im Winter einen Schuss Honig-Whiskey in die heiße Schokolade. Ein kreativer Barkeeper, ob Profi oder Laie, kann hier neue Wegen gehen.

Auch muss beim Trinken nicht Schluss sein. Aufgrund der Tatsache, dass viele Flavoured Spirits einen eher süßen Charakter haben, kommen sie Desserts bei kreativer Anwendung bestimmt zu gute. Schokolade in Kombination mit Kirsch- und Whiskeyaromen ist für niemanden eine schwere Vorstellung, der auch Schwarzwälder Kirschtorte mag. Schließlich harmonieren hier auch Brände und Früchte. Leuten mit herzhaft gestimmten Gaumen könnte bei Sparerips mit Honig-Whiskey Marinade durchaus das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Man muss nicht alles mitmachen und kann der Vorstellung, einen aromatisierten Whiskey zu trinken, durchaus mit Grausen begegnen. Man sollte sich jedoch nicht alle Möglichkeiten verbauen und stattdessen versuchen, hier die ganz eigenen Genussnischen zu finden und zu erkunden. Am Ende läuft es sowieso immer auf das Gleiche raus: Der eine mag es, der andere nicht und niemand wird gezwungen.