Fünf deutsche Gins blind verkostet
Verkostungsnotizen von Julia und Felix Nourney
Die fünf Gins aus deutschen Destillerien wurden nach dem Blind Tasting in Verbindung mit verschiedenen Sorten Tonic Water und Garnish ausprobiert, um passende Empfehlungen geben zu können. Da Geschmäcker bekanntlich unterschiedlich sind, ergaben sich auch mindestens zwei Varianten zu jedem Produkt, um den Gin in einen Gin and Tonic zu verwandeln. Wer es ausprobieren möchte, wird sicher auch noch weitere gute Kombinationen finden.
Blindverkostung: G=in3
Dry Gin | Preis: ca. 35–40 Euro | Füllmenge: 0,7 Liter | Alkohol: 45 % Vol. | Hersteller: Gebr. J. & M. Ziegler GmbH
Nase: süßlich, fruchtig, exotische Früchte, Clementine und Erdbeere, wie ein warmer Sommerregen auf Asphalt, leicht und rund, sommerlich, sehr sauber, aber auch nicht sehr intensiv
Gaumen: dezente Wacholderintensität, dafür wesentlich mehr Zitrusaromen, insbesondere Zesten, zurückhaltende Würznoten, wiederrum etwas Erdbeere, wärmt sehr angenehm ohne zu brennen, ist eher weich und sahnig
Kommentar: Am Gaumen ist der Gin zum Glück etwas intensiver als in der Nase, trotzdem rund und süßlich, sehr süffig weil weich, entspannend wie ein Urlaub in südlicher Sonne. Insgesamt ein zuverlässiger Partner ohne Ecken und Kanten, der sich bestimmt sehr gut kombinieren lässt.
Tonicempfehlung von Felix: 1724 mit einem Schnitz Pink Grapefruit. Die natürliche Süße des Gins wird von der leicht herben Grapefruit dezent gedämpft.
Tonicempfehlung von Julia: Fever Tree Mediterranean mit Orangenschnitz. Bleibt rund, süßlich und angenehm trinkbar, ein Gaumenschmeichler, der keinem weh tut.
Blindverkostung: Elephant Gin – Batch Letaba
London Dry Gin | Preis: ca. 33 Euro | Füllmenge: 0,5 Liter | Alkohol: 45 % Vol. | Hersteller: Elephant Gin Limited | www.elephant-gin.com
Nase: Karamell-süßlich, etwas herbal wie Heu und Salbeiblätter, fruchtig wie Litschi, insgesamt wirkt er recht verhalten.
Gaumen: Im Gegensatz zur Nase steht der Wacholder am Gaumen im Vordergrund, etwas Zitronenmelisse und süß-bitter wie Kumquat, dunkle Mandelschokolade. Die pfeffrig-würzige Note wirkt wie ein Hauch von Chili und heizt angenehm ein.
Kommentar: insgesamt rund und leicht trinkbar, mit einer angenehmen Süße und einem leichten Chili-Kick.
Tonicempfehlung von Felix: Thomas Henry Elderflower mit einem Schnitz Blutorange. Der Gin wird durch die Süße der Orange und das Blütenaroma des Tonics gepusht!
Tonicempfehlung von Julia: Schweppes Indian Tonic mit einem Schnitz Pink Grapefruit. Der Gin wird vom Tonic getragen, wenn nicht sogar verstärkt, durch die Grapefruit bekommt er mehr Frische, obwohl die Wärme der chili-pfeffrigen Noten bleibt.
Blindverkostung: Albfink Aged Gin
Aged Gin (Bourbonfass) | Preis: ca. 35 Euro | Füllmenge: 0,5 Liter | Alkohol: 46 % Vol. | Hersteller: finch Whiskydestillerie
Nase: sehr starke Vanillenote und Kokosnuss, weiße Schokolade, fast cremig, reif-fruchtig wie Durian, getrocknete Früchte und Bananenchips, fast rumartig.
Gaumen: Am Gaumen kann man zum ersten Mal erkennen, daß da auch Wacholder drin sein könnte, denn der Gin ist würzig, aber sehr weich und immer noch stark vanille- und kokosnussbetont. Es sind zwar keine expliziten Fassaromen erkennbar, man muss aber trotzdem sofort an eine Bourbon- oder Rumfassreifung denken. Aromen von milchiger, weißer Schokolade, Krokant und Karamell lullen einen nahezu ein.
Kommentar: Was für ein faszinierender Einklang von Geruch und Geschmack! Das ist ein Gin, den wir uns auch gut mit einem kleinen Eiswürfelchen auf der Terrasse an einem warmen Sommertag vorstellen können. Er ist sehr angenehm zu trinken und braucht eigentlich weder Tonic noch Garnish.
Tonicempfehlung von Felix: 1724 mit einem Schnitz Limette. Das Tonic wirkt hier relativ neutral, der Gin wird daher wenig verändert, die Limette hebt die Süße und Vanille hervor
Tonicempfehlung von Julia: Goldberg mit einem Orangenschnitz. Das weiche Goldberg-Tonic gibt noch mehr Summer Feeling, es hat weniger Kohlensäure als manch anderes Tonic und läßt dem Gin dadurch seinen Charakter. Die Orange rundet mit ihrer süßen Aromatik die exotischen Vanille- und Kokosnussaromen ab.
Blindverkostung: Marder Gin
Dry Gin | Preis: ca. 26 Euro | Füllmenge: 0,5 Liter | Alkohol: 43 % Vol. | Hersteller: Marder Edelbrände
Nase: Würzig und kräutrig mit deutlichen Zitrusaromen, insbesondere Mandarinenzesten, frisch und sauber. Mit etwas Luft entwickeln sich weiche Fruchtnoten und der Gin wird würziger, fast wie Lorbeerblätter.
Gaumen: Am Gaumen erstaunlich kräftig für 43 %, wiederum viel Mandarinen-Zesten, leicht grün wie Basilikum und Petersilie, die Würznoten wärmen gut nach, trotzdem stellt sich der Gin auf der Zunge kühl und erfrischend dar.
Kommentar: Rund und gut, dieser Gin wird wohl öfter den Weg in unsere Gläser finden!
Tonicempfehlung von Felix: Fever Tree Mediterranean mit Rosmarin. Der Gin wird damit komplexer und er bekommt eine süßlich-würzige Note.
Tonicempfehlung von Julia: Fever Tree Indian Tonic mit Limettenschnitz oder, wenn es etwas süßer sein soll, Thomas Henry mit Orangenschnitz. An all-time Classic, schnörkellos und gut!
Blindverkostung: Gin Sieben
Dry Gin | Preis: ca. 30 Euro | Füllmenge: 0,5 Liter | Alkohol: 49 % Vol. | Hersteller: Whisky Spirits / Brennerei Henrich GbR | www.gin-sieben.de
Nase: Fenchel, Sellerie, Tomate, etwas wurzelgemüsig und leicht salzig, etwas Laub, hat wenig „Gin-Geruch“, da die typische Wacholder-Zitrus-Frische fehlt.
Gaumen: Auch am Gaumen steht die Fenchel-Sellerie-Note im Vordergrund, insgesamt recht herbal und würzig, dieser Gin hat Ecken und Kanten und ist wenig typisch.
Kommentar: Dieser Gin hat uns beide nicht so richtig begeistert, da wir in der puren Version ohne Tonic mit den gemüsigen Noten gehadert haben.
Tonicempfehlung von Felix: Fever Tree Mediterranean oder (wer es etwas trockener mag) Schweppes Dry mit Basilikumblatt. Diese Kombination nimmt die Kanten des Gins, er wird weicher und frischer.
Tonicempfehlung von Julia: Thomas Henry und ein Schnitz Blutorange. Das Tonic macht den Gin etwas frischer, die Blutorange fügt noch Süße hinzu.