Ardbeg Day 2014
Text und Fotos: Gregor Haslinger
Islay Whisky Festival
Das "Feis Ile" (ursprünglich das "Islay Festival of Whisky and Music") wird seit 14 Jahren jährlich in der letzten Maiwoche gefeiert. Mittlerweile hat der Stellenwert des Whiskys dabei den der Musik bei weitem überwogen. Die Reihenfolge der Brennerei-Festtage ist dabei eine Konstante, die nur durch Neuzugänge, wie Kilchoman und die Islay Ales Brewery etwas verändert wurde. Fest steht, dass der Ardbeg Day das Ende der Fesitvalwoche markiert und auf jeden Fall ein ganz besonderes Highlight des Feis Iles darstellt. Insgeheim bemühen sich die Brennereien im harmonischen Wettbewerb jeweils darum, sich gegenseitig die Show zu stehlen. Davon profitieren die regelmässigen Besucher. Mich fasziniert die Kreativität, mit der es die Ileachs (Bewohner der Insel Islay) verstehen, jedes Jahr aufs Neue spektakuläre Schwerpunkte und Themen zu finden, die jedes mal den Besuch des Festivals zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen.
Ardbeg Day 2014 auf Islay
Am 31. Mai 2014 wurde der inzwischen jährlich stattfindende globale Ardbeg Day gefeiert – auf Islay war es ein herrlicher Tag mit strahlend blauem Himmel. Das diesjährige Thema: Die Fussball WM in Brasilien. Die Gäste wurden bei Ardbeg am Eingang bereits aus einem Tickethäuschen von den Mitarbeitern begrüsst. Alle waren als Teamplayer in Brasilientrikot bekleidet. Für zwei Pfund erhielt man ein Programmheftchen mit diversen Wertscheinen, die im Laufe des Tages gegen flüssige und feste Nahrung eingelöst werden konnten.
Bereits um 9:45 Uhr pfiff Michael Heads, der Destilleriemanager, das Event an und hielt sein "Kick Off" in Form einer kurzen Ansprache.
Anschliessend konnte man sich ins Getümmel stürzen und bei diversen Attraktionen auf dem Brennereigelände "mitspielen", wie zum Beispiel beim "Bubble Football" oder dem "Gummistiefel Shootout" oder sich einfach mit den zahlreich anwesenden Ardbeg Team Playern unterhalten.
Andererseits konnte man aber auch (nach entsprechender Anmeldung, Wochen zuvor im Internet) an diversen Special Events teilnehmen. Ich hatte Glück und war gleich um 10 Uhr bei Tasting "Hitting the Bar" mit Michael "Mickey" Heads dabei. Nach einem kurzen Spaziergang in Richtung Ardbeg Pier wurde als erstes die Ardbeg Festival Abfüllung, der Auriverdes, in unsere Gläser eingeschenkt. Ein perfekter Auftakt, wenn auch recht heftig um diese Uhrzeit – aber wir waren ja auch nicht zum Spaß hier!
Im weiteren Verlauf folgte ein unglaubliches Feuerwerk an Whiskysensationen, hervorgezaubert aus den hintersten Ecken der Brennerei: Das zweite Glas enthielt einen Ardbeg 1973/2004 Bourbon Hogshead Nr. 1146 mit 49,5 % und 209 Flaschen, das dritte einen Ardbeg 1975/2008 Sherry Butt Nr. 1376 mit 52,3 % und 415 Flaschen für Hong Kong.
Nun war Halbzeit und Seitenwechsel: Wir wanderten auf die andere Seite des Destelleriegeländes und hier wurden nun diverse Fassabzüge gereicht. Das vierte Glas enthielt einen 1975er Ardbeg aus dem Refill Sherry Butt Nr. 1377 mit 56,4 %, das fünfte einen 1975 Refill Sherry Butt Nr. 1381 mit 55,2 % und im sechsten Glas befand sich der 1981 Kildalton (nicht getorft) Refill Sherry Butt (keine Fassnummer) mit 50,6 %.
Am nachhaltigsten hat mich überraschender weise der ungetorfte und "jüngste" Ardbeg beeindruckt: Eine Explosion an Früchte- und Dörrobtsaromen, eingebettet in harmonischer Süsse mit einer atemberaubenden Geschmackskorreografie und endlos langem Nachklang – zum Träumen!
Anschließend bot sich sich mir die Gelegenheit, mich in die Schlange der Kaufwilligen einzureihen, um eine der Auriverdes-Flaschen zu ergattern. An sich waren genügend Flaschen für alle Besucher an dem Tag vorhanden, andererseits riss die Queue den ganzen Tag nicht ab. Ein Phänomen dabei ist der gesellige Aspekt: Gerne stellt man sich hier an, um sich mit den Umstehenden auszutauschen, der Begriff des "Social Queuing" hat sich etabliert.
Unversehens war es Mittagszeit – wer wollte, konnte im exquisiten Kiln Café seinen Lunch zu sich nehmen oder im Hof an Ständen Austern, Lachs, Krabben oder diverses andere frische Seafood geniessen. Die Queue am Räucherfisch-Stand wurde jetzt immer länger. Wer am Ende einen dieser butterzarten, leckeren Makrelen erstanden hatte, trug für den restlichen Tag ein schönes Raucharoma mit sich herum.
Doch schon rief mich das nächste Event ins Filling House. Hier werden normalerweise Fässer befüllt, an diesem Tag aber die Gäste: Für die teilnehmer galt es sechs Fassabzüge ohne Bezeichnung mit Hilfe einiger Tipps ihren Jahrgängen zuzuordnen. Zum Teil recht schöne Ardbegs, aus den 90er und 2000er Jahren, für deren Genuss ich mir jedoch eher etwas mehr Andacht als Entertainment gewünscht hätte – wie auch immer, ein bisschen Spaß muss sein! Zwischenzeitlich hatte auf dem großen Hof auch die "Blueswater Band" zu musizieren begonnen, das ein oder andere Tanzbein wurde geschwungen und die Stimmung wurde zunehmend gelöster.
Swamp Football Tournament
Dann wurde es Zeit für das "Ultimate Ardbeg Distillery Swamp Football Tournament"! Ein Torfacker wurde zum Fussbaldfeld deklariert. Nach einem kurzen "Pressetermin" bei dem mehr oder weniger auch die Regularien verkündet wurden, konnte man sich zum Match im Matsch anmelden. Es bildeten sich sieben Mannschaften mit Auswechselspielern, die jeweils 5 Minuten gegeneinander antraten. Sich durch den Torf zu wühlen war ziemlich anstrengend, die Mannschaften hatten schwer zu kämpfen! Zur Belohnung erhielten die Mitspieler während des Seitenwechsels ein ordentliches Dram aus der grossen Auriverdes-Pulle. So gestärkt konnte weitergespielt werden. Die finale Siegermannschaft hatte dann die Ehre, gegen das Ardbegteam spielen zu dürfen, welches sich jedoch souverän gegen die Auswärtigen behaupten konnten.
So ging dieser schöne, ereignisreiche aber auch anstrengende Tag allmählich zu Ende. Es war ein grandioses Finale des Feis Ile 2014 und auf jeden Fall gleichzeitig einer der schönsten Festivaltage! Und schon jetzt verspüre ich erste Vorfreude auf das Feis Ile 2015, denn im kommenden Jahr wird Ardbeg sein 200-jähriges Jubiläum feiern, ich bin sehr gespannt, was wir dann erst erleben werden!