Alchemie und Whisky

Im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte Sebastian Büssing, der unter dem Label The Spirits Alchemist als unabhängiger Abfüller agiert, mit dem Single Malt The Alkahest seine zweite Einzelfassabfüllung. Mit diesem Projekt setzte er eine seiner Ideen um, wie man einen Whisky auf unkonventionelle Weise mit Aromen versorgen kann.

Ausgangsprodukt war ein fassstarker, achtjähriger, im first fill Bourbon Cask gereifter Glenshiel Single Malt, der dann in Bochum ein Finish in einem aus frischer amerikanischer Eiche aufgebauten 30-Liter-Fass erhielt. Das Zweitfass räucherte Büssing für 24 Stunden über einem Feuer, das er mit Fassdaubenstücken aus Schottland, mit Walnussschalen aus Frankreich und Torf von Islay nährte. „Die Kernidee steht schon lange auf meiner To-Do-Liste und nachdem ich den Glenshiel probiert hatte, war mir klar, dass er der Kandidat für das Projekt wird. Ein klassischer Speysider mit tollen Fruchtaromen, dem eine würzige Komponente durch das Smoked Cask Finish mitgegeben werden sollte.“

Mit dem Ergebnis seines Rauchfassversuchs ist er zufrieden: „Es ist dabei herausgekommen, was ich mir gewünscht hatte. Verwundert war ich nur, dass bei The Alkahest im Vergleich zum first fill Glenshiel die nussige Note der Walnussschale durch den Rauch erzeugt werden konnte. Damit hatte ich so nicht gerechnet.“ Wie lang genau die Zweitlagerung dauerte, verrät er nicht.


The Alkahest

  • von Sebastian Büssing – The Spirits Alchemist
  • Single Malt Whisky, 8 Jahre | Bourbon Cask + Smoked Cask Finish
  • Single Cask (das 30-Liter-Rauchfass ergab 58 Flaschen)
  • ungefärbt, nicht kühlfiltriert
  • Alkohol: 59,7 % vol | Füllmenge: 0,5 Liter | Preisbereich: 79 € (pro Liter: 158 €)
  • Bestellmöglichkeit per E-Mail: mail@thespiritsalchemist.com


Blindverkostungsnotiz von Michaela Habbel

Nase: Frisch alkoholische Ansprache, die durch florale Noten wie von Veilchen abgelöst wird, hinzu kommen Anklänge von frisch geschnittenem Gras und Holz. Bei längerem Erwärmen in der Hand entwickeln sich Aromen von Toffee und Orange.

Gaumen: Anklang von dezentem Malz, leichte Bitternoten und deutliche Holzaromen. Durch die Zugabe von Wasser öffnet sich die Aromenvielfalt spürbar und der Whisky wird blumig-floral am Gaumen.

Kommentar: Ein vielleicht noch junger Whisky, der anfangs etwas zurückhaltend ist. Sowohl in der Nase als auch am Gaumen überzeugt er mich erst nach einen Moment im Glas und leichtem Erwärmen in der Hand. Wer es jugendlich spritzig mag, darf direkt mit der Verkostung beginnen.


Blindverkostungsnotiz von Thorsten Herold

Nase: trockener Rauch, etwas Bienenwachs, fruchtige Süße von Rosinen, die mit zunehmender Wärme intensiver werden, leichte Note von Fino Sherry

Gaumen: zunächst trocken, etwas Lakritz, dezente Süße von Karamell und Malzbonbon, dann eine leichte Traubennote wie von Weinbrand

Nachklang: weich, verhalten und fruchtig, erinnert an Himbeergeist, dazu etwas Holz und dunkler Kakao

Kommentar: Der Alkohol ist rund, weich und frei von Fehltönen. Die Aromen sind sehr verhalten und deuten auf eine kurze Lagerzeit hin. Es dominieren frische, fruchtige und für junge Whiskys typische Noten. Die beerigen Fruchtaromen lassen dem leichten Rauch und den Grundaromen aber noch genügend Freiheit zur Entfaltung.


The Spirits Alchemist – The Alkahest