Kleine internationale Blindverkostung

Zum Thema "Whiskys aus aller Welt" haben wir drei Single Malts blind an vier Feinschmecker verteilt. Im Pool waren der Armorik Double Maturation aus der Bretagne in Frankreich, der Aureum Gask Strength aus Deutschland und die 2013er Chieftain's Abfüllung eines 10jährigen Macduff. Die beiden "Festlandwhiskys" haben keine Altersangabe auf dem Etikett. Zu den Whiskys wurde den Testern vorher nichts bekannt gegeben, auch nicht das Thema der Verkostung. Lediglich die Fasstärke im Pool war als solche markiert.

Hier finden Sie die Notizen von Thorsten Herold und Sascha Lauer, weitere Notizen von Mike Müller und Jens Tausch finden Sie in unserer Sonderausgabe zur WhisTo 2013.

Armorik Double Maturation, Chieftain's Macduff 10 y.o und Aureum 1865 Cask Strength


Armorik Double Maturation

Dieser Single Malt stammt aus der bretonischen Destillerie Warenghem und wird in Lannion an der französischen Küste hergestellt. Auch wenn die Familiendestillerie bereits 1900 gegründet wurde, sind bretonische Single Malts erst seit 1998 Teil des Portfolios. Lange Fermentationsprozesse und eine besondere Filterung sollen den Armorik-Malts einen durchgängigen Hauch von Fruchtaromen verleihen. Das Besondere ist, dass die Flüssigkeit vor dem destillieren nochmals durch den Bodensatz de Maische gefiltert wird, erklärt Direktor David Roussier.

Der Double Maturation reift danach mehrere Jahre in ausgesuchter bretonischer Eiche, gefolgt von zwei Jahren in spanischen Oloroso Sherryfässern. Der Whisky wird umgelagert, wenn die Reifung durch die Eiche den Maßstäben des Herstellers entspricht. Bei diesen Lagerzeiten kann man von einer echten Doppellagerung sprechen, so Corinna Schwarz von Alba Import, dem Importeur für Deutschland. Unchill-filtered und imit 46 % Vol. Alkohol in Trinkstärke abgefüllt, landet er dann in der Flasche. /db


Notizen von Thorsten Herold

Nase: schöne Vanillenoten, etwas frisches Holz, würzig, Kräuter, ein Hauch von Birne und Traube; angenehm, dezent und harmonisch

Geschmack: Eichennoten, etwas herbe Töne von bitteren Mandeln, dazu Frucht: Obstbrand, Kirschwasser, etwas angebranntes Karamell

Finish: angenehm und mittellang, trocken werdend, leichte Anglänge von Rauch, etwas Kaminfeuer

Kommentar: Angenehm zu genießender Whisky, harmonisch und rund mit leicht herben Einschlägen.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: poliertes Holz, süß, eingekochte Früchte, Orangenschale, Waldhonig, Karamell, etwas Holz, kräutrig

Geschmack: kräftig, Karamell, Pecannuss, getrockneter Bambus, Rosinenbrötchen, geröstete Maronen, Creme Catalan, Orangenschale, zunächst etwas marmeladig zuckrig dann leicht bitter werdend

Finish: mittellang, leichte Süße, malzig


Chieftain's Macduff 10 y.o.

Hinter der Chieftain's Range steckt die schottische Ian MacLeod Distillers Ltd.. Seit 1936 habe man es sich dort zur Aufgabe gemacht, einzigartige und sehr seltene Fässer von den verschiedensten Destillerien und Herstellern zu erwerben. Einige davon sind laut Aussage der Destillerie sogar schon beinahe „eingemottet“ worden. Ziel sei es, dem Connaisseur und Sammler eine Range an Abfüllungen bieten zu können, in der jede für sich würdig eines Königs – oder Chieftains – wäre.

Der Name Macduff kann ein wenig irreführend sein, da die 1962 gegründete Destillerie auch unter dem Namen Glen Deveron bekannt ist. Dieses Chieftain's Bottling wurde in sherry-butt casks gelagert und mit 46 % Vol. Alkohol im Februar 2013 abgefüllt. /db


Notizen von Thorsten Herold

Nase: weich, üppig und süß, Traubenmost,Sahnekaramellsauce, Malzbonbon, cremig

Geschmack: weich, sanft, leicht, Eichenholz, ein wenig Frucht von Birne, Kaffeepulver

Finish: floral, etwas Kräuterbonbon, herbe Einflüsse von Eiche und Lakritz

Kommentar: Leider hält der Geschmack nicht, was die Nase verspricht. Die herben Aromen übernehmen das Kommando und es erscheinen plötzlich Kräuter und Holz statt Süße und Frucht. Insgesamt sicher kein schlechter Whisky, etwas mehr Harmonie und Körper wäre wünschenswert.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: feuchtes Laub, frische Hefe, Holz, Trester, etwas Lakritze, Butterscotch, Anklänge von Nüssen und dunkler Schokolade, Wachs, leicht säuerlich, Vanille

Geschmack: kräftig, explosiv, fruchtig, peffrig, wärmend, schwache Süße, Röstnoten, Nuss, leichte Kaffeenoten, Orangenschale, Bittermandel

Finish: lang, leicht bitter, Nuss, Bittermandel, Holznoten


Aureum 1865 Cask Strength

Der Aureum is der erste Whisky der Brennerei Ziegler aus Deutschland, wo man bisher vor allem auf die Herstellung edler Obstbrände spezialisiert war. Auch wenn im Namen eine weitaus höhere Zahl erscheint, so ist der hier besprochene Aureum „nur“ fünf Jahre alt. In dieser Zeit bewegt er sich jedoch viel und wird zunächst nach dem Brennen auf 63 % Vol. Alkohok reduziert. Dann beginnt laut der Brennerei Ziegler die Reifung mit einem halben Jahr Ruhe in neuen Kastanienfässern, gefolgt von einem halben Jahr in neuen Allier Eichenfässern. Danach wird der Whisky in Bourbonfässer umgelagert und anschließend in Sherryfässern gefinished. Bei der Abfüllung hat der Brand dann einen Alkohohlgehalt und 53,9 % Vol. und wurde nicht kalt gefiltert. /db


Notizen von Thorsten Herold

Nase: kraftvolle malzige Süße, Wildhonig, etwas Heidekraut, leicht mineralische Anklänge, eine Spur von Kiesstrand und etwas Rauch

Geschmack: Karamell, Malzbonbon, schöne Süße von Honig, ein wenig Kräuter (Weihnachtliche Kräuter-Honig-Bonbons), etwas Traubenmost und Weingummi, dann leichte (angenehme) Bitternoten, Holz

Finish: Wärmend und angenehm, harmonische Mischung aus würzigen Kräutern, Honig und leichten Bitternoten von Kaffee

Kommentar: Ein leckerer, komponentenreicher Whisky. Ausgewogen, komplex und mit schönem Körper – ganz klar mein Favorit unter diesen drei.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: Süß, Röstnoten, Muskat, leicht stechend, Gewürze

Geschmack: kräftig pfeffrig, Tabak, Herbstlaub, Traubenkerne, Eiche, Früchte, Pinienwald

Finish: mittellang, weich, trocken werdend, etwas holzig