Clontarf 1014

von Diego Berndt


Der Whiskey

Castle Brands präsentiert mit dem "Clontarf 1014" einen Irish Whiskey zu Ehren des Sieges des irischen Hochkönigs Brian Boru, der am Karfreitag im Jahre 1014 bei Clontarf ein Heer von Wikingern zurückschlug.

Zunächst wird irische Gerste in Kupferzylindern dreifach destilliert und dann durch Holzkohle gefiltert. Der Newmade ruht dann vier Jahre in Bourbonfässern aus Eiche, wodurch jedes Fass seine ganz eigenen Noten hinzugibt. Danach wird der Blend aus verschiedensten Fässern zusammengefügt. Wie viele und welche Fässer lässt der Hersteller jedoch offen.


Die Schlacht bei Clontarf

Es mag eine gute Marketingstrategie sein, einen Whisky nach einer großen Schlacht zu benennen. Noch besser wird es dann, wenn es sich um einen irischen Brand handelt und es um den Freiheitskampf der Iren gegen die plündernden Horden der Wikinger geht. Aber stimmt das auch alles so?

Ein Wikinger war nicht zwingend dänischer oder norwegischer Abstammung. Das Wort „viking“ bedeutet sinngemäß "plündern". Es beschreibt also mehr eine Tätigkeit als ein Volk. So waren es auch unterschiedlichste Völker und Parteien, die den Iren ab dem späten 8. Jahrhundert nach Christus zusetzten. Den Kampf Brain Borus als einen Kampf aller Iren gegen fremde Mächte zu verstehen, ist nach meiner Leseart aber nicht ganz richtig.

Brian Boru gehörte zur Dynastie der Dal Cais, die vornehmlich über das Gebiet am nördlichen Shannon-Fluss in der Nähe von Munster herrschten. Dabei war Boru nur einer von vielen sogenannten Königen, die sich oft und gerne untereinander bekämpften. Der Schlacht von Clontarf im Jahre 1014 war, wie so oft in der Geschichte der Menschheit der Fall, ein anderer Konflikt vorausgegangen. Boru hatte bis zum Jahre 999 eine ansehnliche Machtbasis aufgebaut, was selbstredend Neid und Unmut bei einigen Zeitgenossen hervorrief. So erhoben sich der Ire Málmórda von Leinster und der nordische Herrscher Dublins König Sigtrygg Seidenbart gegen Boru. Es kam zur Schlacht bei Glen Máma, die mit herben Verlusten und einer Niederlage für die „Rebellenkoalition“ endete.

Die Gemüter kühlten ab und für einige Jahre gab es Frieden. Angeblich war es allerdings ausgerechnet Borus Sohn Murchard, der alte Feindschaften wieder aufflammen ließ. Beim Streit über ein Schachspiel im Jahre 1012 verloren beide Seiten die Beherrschung und Máelmórda verließ, nach einer Schmähung durch Murchard aufs tiefste beleidigt, wutentbrannt Borus Hof. Es kam zum Krieg und im Winter 1013 musste Máelmórda in das von Sigtrygg besetzte Dublin fliehen. Dort saß man solange fest, bis Murchard und Brian für den Winter Ihre Truppen abzogen.

Sigtrygg nutze die Zeit und sammelte Männer aus den unterschiedlichsten Siedlungsgebieten der Wikinger unter sich. So strömten Kämpfer aus Flandern, Frankreich, Friesland, den Orkney-Inseln, der Isle of Man und sogar Russland unter sein Banner. Zusammen mit vielen Iren unter dem Kommando von Máelmórda trafen diese Verbündeten auf die Truppen Brian Borus. Es war der 23. April im Jahre des Herrn 1014 – Karfreitag.

Schon bei der Zusammensetzung der Truppen und der Gründe für den Konflikt lässt sich erkennen, dass es sich hier nicht um ein geeintes Irland unter Boru handelte, welches geschlossen gegen einen gemeinsamen Feind zu Felde zog. Auch ist die heldenhafte Darstellung vom Tode Borus im Kampf gegen die Invasoren vermutlich der Mythenbildung zuzurechnen. War es doch sein Sohn der das Kommando in der Schlacht führte, denn der König war ein sehr gläubiger Mann. Er weigerte sich am Karfreitag kämpfen und zog das Gebet hinter den Linien vor, geschützt durch einen Schildwall seiner Leibgarde.

Die Schlacht und deren Einzelheiten auszuführen würde hier vermutlich den Rahmen sprengen. Es sei jedoch gesagt, dass nach schätzungsweise zwölf Stunden erbittertem Kampf der Sieg für Borus Seite mehr oder minder feststand. Das hielt einen gewissen Brodir of Man nicht davon ab, die Leibwache des Königs zu überwinden und ihn wohl mitten im Gebet zu erschlagen. Natürlich wurde der König gerächt und Brodir fiel ebenfalls, dennoch entspricht diese Schilderung weniger einem Heldenepos. Aber mal ganz ehrlich: Wenn ein König stirbt und man bei einem Dram davon erzählt, kann ein wenig Übertreibung genau die richtige Würze sein.

Quelle: THE VIKINGS – Voyagers of Discovery and Plunder: R. Chartrand, K. Durham, M. Harrison, I. Heath, Osprey Publishing 2006, S. 48-54