Blended Spirits und Feedback-Aktion mit Verlosung

In unserer Ausgabe #19 Herbst 2013 hat Sascha Lauer den whiskologischen Hintergrund und die Bedeutung der Blended Whiskys für den Markt erklärt. Dabei wird deutlich, dass es sich keinesfalls um "billige Verschnitte" handeln muss und dass die von den Master Blendern mit ihren geschulten Sinnen konstant reproduzierten Marken ein wichtiges Standbein für jede Destillerie sind.

So weit die Theorie. Wir haben drei Blends halbblind – das heißt den Testern waren die drei Whiskys bekannt, nicht aber welcher Whisky in welcher Probenflasche enthalten war – an Thorsten Herold, Jens Fahr und Sascha Lauer verschickt. Im Pool waren zwei Ballantine's und der Old Perth Blended Malt Whisky. Die einheitliche Farbe der Blends (alle mit Farbstoff) kam dem zugute. Eine Wertung fand nicht statt, die Tester haben lediglich ihre Sinneswahrnehmungen notiert und ein persönliches Kommentar zu jeder Probe geschrieben. Wir würden übrigens gerne wissen, was sie von dieser Vorgehensweise halten und haben deshalb am Ende dieses Artikels eine Feedback-Aktion per E-Mail mit kleiner Verlosung vorbereitet.

In der Herbstausgabe war nicht genug Platz, um alle Notizen abzudrucken, deshalb haben wir sie hier gesammelt. Wegen diverser Veranstaltungen konnte Jens Fahr seine Notizen noch nicht übermitteln, sie werden aber ergänzt, sobald sie vorliegen.

Old Perth, Ballantine's Finest und Ballantine's 12 Years old


Ballantine's Finest

In die Auswahl für diese Verkostung kamen die Ballantine's Bottlings durch die im August erneuerte Optik dieses Blend-Klassikers. Die Pressemeldung dazu beschreibt das neue Design wie folgt:

"Ab August 2013 präsentiert sich Ballantine’s Finest in einem neuen, hochwertigen Flaschendesign, das den Anspruch der Marke an höchste Qualität, langjährige Tradition und modernen Zeitgeist zum Ausdruck bringt. Neben dem neuen, dynamischen Label sticht besonders die markante Form der Flasche heraus, die breiter und stolzer anmutet.

Ballantine’s Finest ist eine der größten und bekanntesten Scotch Whisky Marken der Welt und Nummer Eins in Europa. Seine einzigartige rechteckige Flasche ist sein ikonisches Wiedererkennungsmerkmal, das in den letzten 186 Jahren kaum verändert wurde. Mit dem modernen Erscheinungsbild erhält Ballantine’s Finest ein Design, das den einzigartigen Charakter des Whiskys optisch deutlicher hervorhebt sowie die traditionellen Symbole auf der Flasche edler in Szene setzt.

Die neue Flasche besticht durch das dynamische Label in V-Form und sorgt für Aufmerksamkeit im Regal. Prominent unterhalb des Flaschenhalses platziert, findet sich das Ballantine’s Grant of Arms Wappen, das die schottische Flagge zeigt, gepaart mit den vier wichtigsten Bestandteilen zur Herstellung von gutem Scotch Whisky: Gerste, Wasser, Pot-Still-Brennblasen und Eichenfässer. Das Wappen ist seit 1938 fester Bestandteil jeder Ballantine’s Flasche und steht für die Authentizität der Marke. Das neue Etikett macht das charakteristische „B“ von Ballantine’s zu einem visuellen Highlight und ikonischen Symbol für die Marke."


Notizen von Jens Fahr

Nase: Die Nase ist sofort einnehmend … sie ist sanft, süß und sehr harmonisch. Auch hier findet sich eine angenehme, leichte rauchig-beerige Note. Und eine frisch wirkende, leichte Säuerlichkeit, wie von einem Spritzer Zitrone. Später wird daraus eine frisch geschälte Apfelsine, deren frischer Saft spritzt und einem das Wasser im Mund zusammenlaufen läßt. Dazu kommt getrocknete Banane, Roggennoten (eine direkte Holzigkeit konnte ich nicht wahrnehmen – aber das Ganze wirkt, als ob ein Getreidefeld gerade eben abgeerntet wird: leicht staubig-erdig), Datteln und eine leicht torfige (aber nicht unangenehme) Note. Alles ist sehr angenehm und harmonisch.

Geschmack: Fetter, öliger und komplexer als der Ballantine's 12 y.o. [1] – jedoch diesem recht nah verwandt. Hier finden sich recht viele malzige Facetten, die um den Vorrang streiten … jedoch: der Grain kommt hier auch immer wieder durch. Auch der Rauch spielt hier wieder mit. Darüber hinaus finden sich karamelisierter Zucker, ein wenig Vanille, Honig und eine würzige Heidekrautnote.

Finish: wunderbar voll und rund, nachhaltig und befriedigend … Vor allem die würzige Heidekrautnote hält sich erstaunlich lang. Allerdings spürt man hier nun den Grainanteil recht deutlich.

Kommentar: Aufgrund der vermutlich verwendeten Malts ist dies ein relativ leichter Blend, der sich wegen seiner „Färbung“ (jener Noten, die vor allem in der Nase eine Rolle spielen) runder und komplexer entwickelt als der Ballantine's 12 y.o. Sehr harmonisch und angenehm.

[1] Name des Whiskys von der Redaktion nachträglich eingesetzt. Der Autor vergleicht zwei Blindproben miteinander.


Notizen von Thorsten Herold

Nase: zunächst verhalten, etwas Parfum, leicht holzig, feuchte Baumrinde, mit zunehmender Temperatur setzt Frucht ein: Trockenobst/Aprikose, Bergamotte, Pfirsichmarmelade

Geschmack: Kakao, Karamellcreme, Honig, unreife Banane und eine Spur Mirabellenbrand

Finish: fruchtig und frisch, Obstbrand (Pflaume?), etwas Parfum, leichte, aber angenehme Bitterkeit von Holz

Kommentar: Generell ein angenehm zu trinkender Whisky, bei dem im Hintergrund des Finishs das Parfum für etwas Dissonanz sorgt. Ansonsten passt alles, obwohl Bergamotte (Earl Grey) zu den Aromen gehört, die der Verkoster ganz persönlich so gar nicht ausstehen kann. Aber das ist reine Geschmackssache und ändert nichts am Gesamteindruck.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: stechend, dezente Vanille- und Honignoten, frischgesägtes Fichtenholz

Geschmack: scharf, Aceton, Karamell, Orangenschale, Waldhonig. Nach einer scharf gewürzten Speise zeigten sich bei einem weiteren Dram dann Aromen von Oregano, Rührteig und Vanillinzucker.

Finish: mittellang, etwas vanillige Süße

Kommentar: Er braucht Zeit und Luft, zu aggressiv für den Genuss in purer Form (vielleicht hoher Anteil junger Grains?). Die Gemacksknospen sollten schon etwas betäubt sein, um die Schärfe zu überblenden.


Ballantine's 12 Years old

Schottische Malt und Grain Whiskys aus Bourbonfässern, alle mindestens 12 jahre alt, stehen in der auf dem Rückettiket als „extensive selection“ beworbenen Rezeptur dieses sehr bekannten Whiskys. Das Etikett verspricht weiter einen weichen und harmonischen Charakter, Noten von Vanille, Eiche und blumige Aromen – ganz ähnliche Beschreibungen ergab unsere Halbblindverkostung. Der Ballantine's 12 Jahre wird online für etwa 25–30 Euro verkauft (üblicherweise zuzüglich Versandkosten) und liegt damit ein paar Euro über dem Old Perth.


Notizen von Jens Fahr

Nase: Oh! – Ein überraschend angenehmes Aroma! – Der Duft ist leicht, hell und frisch. Zu Beginn sind die fruchtigen Noten die bestimmenden. Hier findet sich eine Spur Sherry, dazu Aprikosen und ein Spritzer Zitrone. Hinzu kommen Rosinen, eine schöne, deutlich spürbare Vanille-Note, etwas Holz und vielleicht auch eine Spur Honig. Der Dram riecht lecker von Anfang an … Später tritt eine leicht rauchige (aber angenehme) Note hinzu. Und im Hintergrund ist auch eine ganz leichte Klebernote mit dabei. Nach einiger Zeit im Glas wandelt sich die Fruchtigkeit und bekommt etwas mehr Säure: nun findet man hier einen frisch aufgeschnittenen, saftigen Apfel und halbreife Stachelbeeren.

Geschmack: mild und weich – jedoch recht nuanciert… das Ganze wirkt hell und fruchtig – erinnert jedoch auch recht stark an einen Obstbrand (Birne, Mirabelle). Die Süße ist hier zurückhaltender als erwartet. Und auch die Säure kommt nicht wirklich zum Tragen. Der Grain beherrscht mit seinen getreidigen Noten das Ganze ein wenig. Der Whisky ist erstaunlich trocken – hier hatte ich mehr Frische erwartet. Gegen Ende hin wird er sogar leicht bitter.

Finish: immer noch hell und fruchtig – auch wenn hier eine leichte (aber noch nicht unangenehme) Bitterkeit des Holzes das Ruder bernimmt… Nicht allzu lang (maximal mittellang)… Holziger Obstler.

Kommentar: Ein eher zarter, leiser und besinnlicher Whisky. Recht angenehm zu trinken – jedoch ohne große Anforderungen an den Gaumen. Nicht ganz „rund“… aber überraschend gut. Die Nase ist das Schönste daran.


Notizen von Thorsten Herold

Nase: fein und harmonisch, frisches Holz, Vanillepudding, leichte Kräuter: Basilikum, ein Hauch von Mineralien

Geschmack: harmonisch, ausgewogen und weich, leichte Süße von Honig, Heidekraut, eine Spur Lakritz, und Kandis-zucker, dazu etwas Vanille

Finish: dezent und angenehm, würzig und frisch, Minze, blumig, grasig und wärmend

Kommentar: Ein harmonischer, angenehm zu genießender Whisky ohne störende Fehltöne. Rund und weich – Ein Blend für jede Tageszeit.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: zunächst leichte Anflüge von Lösungsmitteln, ist aber nach ein oder zwei Minuten verschwunden, Mirabellen, Vanille, Honig, Apfelnoten

Geschmack: weich, Karamell, malzig, Rohrzucker, Kräuter, nussig

Finish: mittellang, schwacher Hauch von Süße, etwas trocken werdend

Kommentar: Etwas seicht, aber tut nicht weh.


Old Perth Blended Malt

Die Mischung von Single Malts zu einem Blend wird auch als „Vatted Malt“ oder werbewirksamer als „Pure Malt“ bezeichnet. In jedem Fall ist kein Grain Whisky enthalten. Zum Old Perth Blended Malt vereint wurden Fässer der Destillerien Aultmore, Mortlach, Tomatin und Ben Nevis. Der Whisky wurde als Tribut an die Stadt Perth kreiert, die eine wichtige Rolle in der Geschichte der Blends spielte. Der Old Perth rangiert mit einer UVP von 23,90 Euro preislich ganz knapp hinter dem Ballantine's 12 und deutlich über dem Finest – wobei „deutlich“ relativ zu betrachten ist, die Whiskys werden alle unter 30 Euro gehandelt. Entgegen der durch den Verkaufspreis vielleicht geweckten Erwartung spiegelt sich die Differenz zum Finest nicht unbedingt in den subjektiven Kommentaren der Tester wider.


Notizen von Jens Fahr

Nase: Im Aroma findet sich deutlich Malz, MalzBonbon-Noten, Karamell und dunkler wirkende Frucht-Aromen. Zunächst verwirrt er die Nase jedoch mit dem Duft eines (noch) gärenden Sauerkrauts (mit Rosinen. Danach offenbart er etwas Hefe, trockene Holznoten (vielleicht sogar einen Hauch Torf, denn eine gewisse Assoziation von Kuhstall/Tenne macht sich hier breit) und die fruchtigen Aromen werden deutlicher: Apfelnoten (Boskop) und Backpflaume werden erkennbar. Dazu kommt eine Zartbitterschokolade und der Duft eines frisch abgemähten Kornfeldes im Herbst … mit der Zeit wird der Duft immer einnehmender und angenehmer – zum Ende hin sogar richtig schön und fett!

Geschmack: kräftig und robust im Antritt, alle im Duft gefundenen Noten kann man auch hier wiederfinden. Aber: Die holzigen Aromen beherrschen das Ganze ein wenig ... Karamell, Honig und Malz treten hinter den holzigen Noten zurück. Die Fruchtigkeit zeigt sich hier in Form eines Winter-/Kellerapfels, der mit einer leichten Rauchigkeit/Muffigkeit zu den dunkleren Noten überleitet. Ein wenig schwarzer Pfeffer ist dabei. Und neben den malzig-schokoladigen Tönen macht sich eine Spur Salz bemerkbar. Sehr appetitanregend! Zum Ende hin kommt sogar ein leicht bitter-harziger Ton mit dazu.

Finish: Mittellang, ausgewogen und speichelbildend … ja, Hier läuft mir förmlich das Wasser im Maule zusammen. Die trocken-bittere Holznote ist am längsten auf der Zunge zu spüren.

Kommentar: in seiner gesamten Ausprägung kommt dieser Whisky mehr als ein Highland Malt denn als ein Blended (Malt) daher. Für mich ein sehr schönes Beispiel für einen preiswerten (im wahrsten Sinne des Wortes: seinen Preis werten!) Whisky, der sicher seine Freunde finden wird.


Notizen von Thorsten Herold

Nase: leicht malzig, etwas Creme Karamell, gepresste Weintrauben und herbe Töne von Traubenkernen, dann parfümiert

Geschmack: verhalten, zunächst etwas Marzipan, Gartenkräuter, Moos, dann Rosenwasser, später bittere Mandeln

Finish: leicht und kurz, etwas Kakaopulver, Traubenzucker

Kommentar: Ein eher schwach ausgeprägter Charakter. Parfüm und Rosenwasser sorgen für eine unangenehme Note von Rasierwasser und wirken sich störend auf die Harmonie der sonstigen Bestandteile aus.


Notizen von Sascha Lauer

Nase: jung, aggressiv, „grün“, Holznoten, pfeffrig, ein Anflug von Kirschen

Geschmack: kräftig, kräutrig, dunkle Früchte, leichte Säure, lange abgelagertes Holz, etwas muffige Sherrynoten

Finish: etwas zu kurz, schwache Pflaumennote, das Kräuteraroma bleibt

Kommentar: Explosiv & eckig – ein spannender Blend, dem jedoch die Harmonie fehlt.


Feedback und Verlosung

Diese Halbblindverkostung ist die erste ihrer Art im Highland Herold. Bisher wurden die Whiskys "sehenden Auges" probiert und den Testern stand meist sogar die Flasche direkt gegenüber. Zukünftig soll es mehr Blind- und Halbblindverkostungen geben, weil wir das Ergbnis für wesentlich objektiver halten – soweit das bei Geschmacksfragen überhaupt möglich ist.

Dazu haben wir drei Fragen vorbereitet, die wir gerne von Ihnen beantwortet hätten. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit ihren Antworten an kontakt@highland-herold.de, damit wir wissen, was Sie lesen wollen. Unter allen Absendern, die ihr Feedback bis zum 22.11.2013 abgegeben haben, losen wir drei aus. Jeder davon erhält einen der drei Blends (zufällig ausgewählt), die uns freundlicherweise von ihren deutschen Distributoren zur Verfügung gestellt wurden.

Frage 1: Stimmen Sie der Auffassung der Redaktion bezüglich blinder Verkostungen zu oder lesen Sie lieber offene Verkostungen, bei denen der Tester auch seine Erwartungshaltung mit ins Spiel bringen kann?

Frage 2: Sollte der Schwerpunkt der verkosteten Whisk(e)ys Ihrer Meinung nach eher im Bereich der dauerhaft verfügbaren Standards oder bei den aktuellen und wegen der oft limitierten Flaschenzahl vielleicht sehr schnell ausverkauften Single Malts liegen?

Frage 3: Würden Sie gerne Abfüllungen vorschlagen können, die wir dann für eine der darauf folgenden Ausgaben oder für unseren Blog verkosten lassen?